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    "Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen. "

    Mt 18,20

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    "Wohin du gehst, dahin gehe ich"

    Rut 1, 16–19

Andrii Vytivskyi ist neuer Seelsorger für Ukrainer im Bistum Münster

Er wurde schon sehnsüchtig im Bistum Münster erwartet: Andrii Vytivskyi ist der neue Seelsorger für die Ukrainerinnen und Ukrainer in der Diözese. Seit Oktober lebt der 28-Jährige mit seiner Frau in der Domstadt.

(Foto: Bischöfliche Pressestelle/Ann-Christin Ladermann)

Er wurde schon sehnsüchtig im Bistum Münster erwartet: Andrii Vytivskyi ist der neue Seelsorger für die Ukrainerinnen und Ukrainer in der Diözese. Seit Oktober lebt der 28-Jährige mit seiner Frau – griechisch-katholische Priester dürfen heiraten – in der Domstadt. „Münster gefällt uns sehr gut, die Menschen sind offen und freundlich“, berichtet er von den ersten Wochen. Doch das schöne Stadtpanorama, das er von seinem Büro in der Rosenstraße im Blick hat, kann nicht über die bedrückende Situation in seinem Heimatland hinwegtäuschen, die sein Kommen nach Münster überhaupt erst nötig gemacht hat. 
Mehrere tausend Flüchtlinge aus der Ukraine sind seit Beginn des russischen Angriffskrieges im Februar in Münster angekommen, im gesamten Bistum sind es noch deutlich mehr. Vor dem Krieg kam der Seelsorger für die Ukrainer in ganz Westfalen, Andriy Radyk, zweimal im Monat ins Kapuzinerkloster nach Münster, um Gottesdienst zu feiern. „Aber die Anzahl der Gottesdienstbesucherinnen und -besucher hat sich mindestens vervierfacht“, weiß Franz-Thomas Sonka, vom Referat Seelsorge für Katholiken anderer Muttersprache. Umso dankbarer war Sonka für die schnelle und unbürokratische Zusage für die Stelle eines weiteren ukrainischen Seelsorgers noch vor Ostern. „Wichtig war uns, dass er die Sprache schon beherrscht, das erleichtert vieles, wenn man anderen bei der Integration helfen möchte“, sagt Sonka.
Kein Problem für Vytivskyi, der seit vier Jahren in Deutschland lebt und gebürtig aus der Westukraine, aus der Kleinstadt Sambir an der polnischen Grenze stammt. „Ich bin in einem Priesterhaus mit drei Schwestern und zwei Brüdern aufgewachsen“, blickt er zurück. Der Beruf des Vaters hat Spuren hinterlassen: Nicht nur Vytivskyi, auch seine beiden Brüder befinden sich in der Ausbildung zum Priester. Nach der Grundausbildung im Priesterseminar in der Ukraine ging Vytivskyi für ein Jahr nach Rom, schloss dort sein Philosophiestudium ab und zog anschließend nach Eichstätt, wo er an der Katholischen Universität ein Aufbaustudium Theologie absolvierte. 
„Meine Abschlussarbeit wollte ich eigentlich schon zu Beginn des Jahres abgeben, aber dann kam der Krieg und meine Frau und ich haben uns in der Flüchtlingshilfe engagiert, haben viel übersetzt und geholfen“, berichtet der ukrainische Seelsorger. Nach einem Gespräch mit dem Bischof der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche ging alles ganz schnell: Vor den Sommerferien wurde Vytivskyi zum Diakon geweiht, vor gut zwei Monaten dann zum Priester. Unmittelbar danach schloss sich der Umzug nach Münster an. „Für mich ist gerade noch alles neu“, sagt der 28-Jährige, „die Stadt, die Leute und das Priester-Sein.“ 
Was er in den ersten Wochen bei den jetzt wöchentlich am Sonntag um 15 Uhr stattfindenden Gottesdiensten im Kapuzinerkloster und den Treffen mit seinen Landsleuten im gesamten Bistum gespürt hat: „Die Menschen fühlen sich wohl, sie haben sich schon ein bisschen an Deutschland gewöhnt, aber gut geht es vielen trotzdem nicht. Wie auch, wenn Familienangehörige weiterhin im Krieg in Gefahr sind und die eigene Heimat womöglich zerstört ist.“ Hoffnung und Frieden, diese beiden Dinge möchte Vytivskyi den Menschen vermitteln. Als Priester möchte er für die Menschen da sein, ihnen zuhören. „Geteiltes Leid ist halbes Leid“, greift er ein deutsches Sprichwort auf, an das er sich in den vergangenen Wochen und Monaten oft erinnert. „Die Menschen aus der Ukraine wollen nicht immer nur zuhören, sie müssen sich auch mitteilen, ihren Schmerz, ihr Unverständnis“, weiß er und räumt ein, dass auch ihm ab und an die Worte fehlen. „Wenn eine Mutter mir sagt, dass der Kontakt zu ihrem Mann, der als Soldat im Krieg zurückgeblieben ist, abgebrochen ist, hilft es manchmal nur, zusammen zu schweigen und zu beten.“
Neben der Sonntagsliturgie und dem Hören der Beichte bedeutet Seelsorge für Vytivskyi auch, überall da zu helfen, wo er gebraucht wird. Die Treffen und der Austausch nach den Gottesdiensten, für die seine Frau und viele andere Kuchen backen, gehört für den werdenden Vater ebenso dazu wie bei Bedarf das Dolmetschen oder die Begleitung zu Ämtern. Er hat bereits einen Chor für den byzantinischen Gesang, wie er in den Liturgien der Ostkirche üblich ist, gegründet. Auch eine Katechese für die ukrainischen Kinder, bei der ihnen die Riten und kulturellen Traditionen aus der Heimat näher gebracht werden, wird er demnächst anbieten. Künftig wird Vytivskyi außerdem jeden Dienstag, Mittwoch und Freitag um 10 Uhr in der Kapelle des Liudgerhauses einen ukrainisch griechisch-katholischen Gottesdienst feiern. Und dann steht bald Weihnachten vor der Tür: „Dafür wollen wir Theaterstücke einstudieren, wie es bei uns üblich ist“, kündigt Vytivskyi an. Bei all den Angeboten gehe es vor allem um eins: „Den Geflüchteten ein Stück Heimat und Geborgenheit zu vermitteln.“