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    "Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen. "

    Mt 18,20

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    "Wohin du gehst, dahin gehe ich"

    Rut 1, 16–19

Diözesanrat spricht über weltweiten synodalen Weg

Mehr Mitwirkungsrechte und weniger Macht für Priester; mehr Zuhören und keine Ausgrenzungen mehr; mehr Geschlechtergerechtigkeit und weniger Hindernisse für gelebte Ökumene: So lauten einige der zentralen Rückmeldungen, die Gläubige im Bistum Münster im Rahmen des von Papst Franziskus ausgerufenen weltweiten synodalen Wegs gegeben haben. Der Papst hatte eingeladen, sich zu zehn Fragen zur Zukunft der Kirche zu äußern. Im Bistum Münster geschah das über die Internetseite www.bistum-muenster.de/weltsynode sowie bei einem Hearing im Januar. Eine Zusammenfassung der Antworten wurde am Freitag, 11. Februar, in Münster auf der Sitzung des Diözesanrates im Bistum Münster vorgestellt.
Zuvor hatte die Arbeitsgruppe, die sich mit den Antworten befasste, eine große Herausforderung bewältigt. Die Mitglieder der Arbeitsgruppe – Susanne Deusch (Diözesanrat), Helmut Flötotto (Diözesancaritasverband), Stephanie Krahnenfeld (Kanzlei des Generalvikars), Schwester Anne Kurz (Ordensrat), Mechtild Pille (Frauenkommission), Prof. Dr. Thomas Söding (Ruhr-Universität Bochum) und Kerstin Stegemann (Diözesankomitee) – mussten die rund 300 Rückmeldungen, die überwiegend von kirchlich sehr engagierten Menschen kamen, entsprechend der Vorgaben aus Rom auf genau zehn Seiten zusammenfassen. Viele der Rückmeldungen waren sehr umfassend.
Susanne Deusch, Helmut Flötotto und Mechtild Pille stellten dem Diözesanrat die Zusammenfassung der sehr vielfältigen Rückmeldungen vor. Die Gläubigen sprechen in ihren Antworten aus unterschiedlichen Perspektiven oft dieselben Themen an. Viele Aussagen zeigen, dass die Menschen das Vertrauen in eine zuhörende Kirche verloren haben. Sie berichten von einer Kirche, in der es keine wirkliche Mitwirkung und Mitentscheidungskompetenz auf den verschiedenen Ebenen, insbesondere auch auf Bistumsebene, gibt. „Die Menschen haben kein Interesse an einem ‚Angehört-Werden‘, wenn es keinen ergebnisoffenen, gemeinsamen Prozess gibt“, wird in der Zusammenfassung betont. Viele Menschen wünschten sich mehr Beteiligungsmöglichkeiten und eine Stärkung ihrer Mitwirkungsrechte, die allen Getauften und Gefirmten zustehen sollten. „Die strenge Hierarchie und Autorität kirchlicher Strukturen wird grundsätzlich von den meisten Teilnehmenden in Frage gestellt. Besonders schwer wiegt der Missbrauch von Macht durch Priester. Aber auch von administrativen Aufgaben überforderte oder als ‚zu weit weg von den Menschen‘ wahrgenommene Pfarrer werden mit Sorge beobachtet.“ Zugleich wird unterstrichen, dass sich meist „ein gutes Miteinander mit dem Pfarrer und anderen Hauptamtlichen eingespielt“ hat. Notwendig sei allerdings, „stärker auf die Vielfalt und Eigenverantwortlichkeit in den Pfarreien und Gemeinden zu setzen“.
Insgesamt zeigt sich in der großen Mehrzahl der Antworten der Wunsch „nach einer Kirche des Zuhörens, die sich auf einen ehrlichen Weg begibt, der Änderung und Erneuerung beinhaltet“. Einige wenige Rückmeldungen warnten aber davor, dass Kirche sich nicht allein am Zeitgeist orientieren soll. Für diejenigen, die sich Veränderungen wünschen, ist es insbesondere wichtig, die Ausgrenzung von Geschiedenen, Wiederverheirateten, Menschen aus anderen Konfessionen, LGBTQI+ Menschen, Frauen und jungen Menschen zu beenden. Als bremsend für Veränderungen werden vor allem das Kirchenrecht, „die Letztentscheidungskompetenz der Priester in ihren Leitungsaufgaben“ sowie hierarchische, „undurchsichtige Strukturen und der offene oder unterschwellige Machtanspruch der Kleriker“ genannt. Der Mangel an Mitwirkung von Frauen in Amt und Leitung wird als Dialogverweigerung und Machtgefälle erlebt. Konkret gefordert wird etwa die Möglichkeit der Predigten von Laien und eine weniger stark auf den Priester fokussierte „klerikale Inszenierung“ von Gottesdiensten. 
Zugleich wird der Wunsch deutlich, dass Kirche sich mehr in den gesellschaftlichen Diskurs einbringen und stärker in den Medien präsent sein soll. Verbunden mit einer deutlichen Kritik an der oft unverständlichen Sprache der Kirche wird betont: „Eine Kirche, die in ihrem Dialog nicht von Transparenz geprägt ist, kann nicht überzeugen und wird nicht als glaubwürdig erlebt.“
Deutlich geht aus den Antworten auch hervor, dass die große Mehrheit der Antwortenden Ökumene als selbstverständlich ansieht und lebt. Die Amtskirche wird auch hier vor allem als Verhinderer gesehen. „Insbesondere die gemeinsame Eucharistiefeier wird eingefordert“, fasst die Arbeitsgruppe zusammen.
Bei dieser Frage wie bei vielen anderen Themen setzen die Antwortenden große Hoffnungen auf den Synodalen Weg: „Die Erwartungen, dass die Kirche eine Lerngemeinschaft ist, sind hoch.“ Allerdings wird unterstrichen, dass das nicht gelingen wird, „wenn nicht die gegenwärtigen Probleme der Kirche schonungslos aufgearbeitet werden, die sich im systemischen Missbrauch verdichten.“
Der Diözesanrat stimmte der Zusammenfassung der Antworten durch die Arbeitsgruppe zu. Der Text geht an die Deutsche Bischofskonferenz und wird zudem zeitnah auf der Internetseite www.bistum-muenster.de/weltsynode veröffentlicht. Die Bischofskonferenz wird die Rückmeldungen aus allen deutschen Bistümern zusammenfassen und an die Bischofssynode nach Rom weitergeben. Dort wird auf Grundlage der aus der gesamten Welt eingehenden Rückmeldungen ein Arbeitsdokument erstellt werden. Dieses dient als Vorlage für die Generalversammlung der Bischofssynode, die zum Abschluss des weltweiten synodalen Wegs im Oktober 2023 in Rom stattfinden wird.
Zu Beginn der Sitzung waren Bischof Dr. Felix Genn und Generalvikar Dr. Klaus Winterkamp auf die aktuelle Kirchensituation eingegangen. Zudem informierten Bischof Genn und die KAB-Diözesanvorsitzende Brigitte Lehmann über die jüngste Synodalversammlung im Rahmen des Synodalen Wegs in Deutschland (siehe gesonderte, bereits veröffentlichte Pressemitteilung). Weitere Themen waren die Engagementförderung im Bistum sowie die strukturellen Veränderungsprozesse im Bistum und im Bischöflichen Generalvikariat. 
Der Diözesanrat ist das oberste synodale Mitwirkungsgremium. Durch ihn nehmen die Gläubigen des Bistums an der Leitung des Bistums durch den Bischof teil. Aus den vielen Feldern kirchlicher Arbeit kommen hier Vertreterinnen und Vertreter zusammen, um an den zentralen Entscheidungen im Bistum mitzuwirken und den Bischof zu beraten.

Text: Bischöftliche Pressestelle