Zum achten Mal ist am 22. September der Ehrenamtspreis des Bistums Münster verliehen worden. Bei allen drei Preisträgern wurde ihr Engagement für mehr gegenseitigen Respekt in Gesellschaft und Kirche hervorgehoben. In einer Feierstunde in Münsters Bistumsakademie Franz Hitze Haus überreichten Bischof Felix Genn, Brigitte Lehmann als Vorsitzende des Diözesankomitees und Markus Nolte als Kirche+Leben-Chefredakteur die mit insgesamt 10.000 Euro dotierten Preise.
Genn bezeichnete die Preisträgerinnen und Preisträger als „Lichtblicke“ in einer Zeit, in der „rechtsextreme Politikerinnen und Politiker bei Landtagswahlen triumphieren und andere Parteien in ihrer Panik in Parolen von Ausgrenzung und Abschottung einstimmen“. Migrantinnen und Bürgergeldbezieher würden zu Sündenböcken gemacht. Die Verleihung des Ehrenamtspreises stelle „die Lichter, die unsere Preisträger anzünden, auf einen Leuchter, damit sie andere ermutigen zum Nachahmen und zum Mitmachen.“ Er danke ausdrücklich für ihr Engagement – „unabhängig davon, ob Sie sich bewusst als Christin oder Christ engagieren“.
Mit dem ersten und mit 5.000 Euro dotierten Preis wurde die private Initiative „Der Mensch dahinter“ aus Münster ausgezeichnet. Andrea Wommelsdorf, Burkard Knöpker, Charlotte Beck und Dirk Reinhardt weisen mit Fotografien und Interviews auf Personen bei Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten hin, die zunehmend in ihrem Dienst angegangen, beleidigt oder sogar angegriffen werden.
In ihrer Laudatio würdigte Diözesankomitee-Vorsitzende Brigitte Lehmann die Aktion als die „wahrscheinlich beste Möglichkeit“, in einer Zeit vieler anonymer Hasstiraden in den sozialen Medien auf diese Missstände aufmerksam zu machen. Sie hoffe auf ein Umdenken – und auf die Erkenntnis, dass alle gesellschaftlichen und kirchlichen Herausforderungen nur mit Toleranz und Respekt bewältigt werden können.
3.000 Euro für den zweiten Ehrenamtspreis erhielt die Initiative „Letzte Hilfe Kurse“, die mit dem Caritas-Hospizdienst Emmaus in Emsdetten, Greven und Saerbeck verbunden ist. Sie befähigt Angehörige, Schwerstkranke und Sterbende gut und kompetent zu begleiten.
Der stellvertretende Generalvikar Antonius Hamers bezeichnete das „einmal mehr vor allem von Frauen getragene“ Engagement als einen „großen Dienst an uns allen und unserer Gesellschaft, für die Tod und Sterben trotz aller Enttabuisierungstrends Tabus bleiben“. Das Angebot sei zudem ein wichtiger Beitrag angesichts mancher „dramatisch freigiebiger Argumentation“ für aktive Sterbehilfe. „Wie schnell wir da mit dem Tod zur Hand sind, statt die Hand eines Sterbenden zu halten – das erschreckt mich“, sagte Hamers.
Den dritten Preis, verbunden mit 2.000 Euro, erhielt die AG Regenbogen der Pfarrei St. Gudula in Rhede. Sie setzt sich mit Gottesdiensten und Aktionen dafür ein, dass sich queere Menschen in der Gemeinde willkommen und angenommen fühlen.
In ihrer Laudatio betonte Theresa Freese vom Diözesankomitee , die AG Regenbogen habe „Haltung gezeigt und durch Mut und Einsatz die Welt verändert“. Die Mitglieder seien „der Funke, der die Kirchengemeinde St. Gudula zu einem Ort macht, der nicht nur durch Worte, sondern auch durch Taten zeigt, dass jeder Mensch von Gott geliebt ist, dass St. Gudula ein Ort ist, an dem Vielfalt normal und jede und jeder willkommen ist“.
Als Beweise für den weiterhin lebendigen Respekt vor der Würde jedes Menschen bezeichnete Kirche+Leben Chefredakteur Markus Nolte die Preisträgerinnen und Preisträger. Er führte als Moderator durch das Programm der Preisverleihung. Der Ehrenamtspreis mit seinen knapp 100 Bewerbungen habe einmal mehr gezeigt, „wie viel Gutes, Würdevolles, Respekt und Einsatz nach wie vor in unserem Bistum und unserem Land geleistet werden“. Das wertzuschätzen und in die öffentliche Wahrnehmung zu bringen, sei Anliegen des Ehrenamtspreises.
In Videos wurden die drei ausgezeichneten Projekte vorgestellt. Über die Preisträger entschied eine Jury aus Freese, Lehmann, Nolte und Münsters Generalvikar Klaus Winterkamp. Musikalisch wurde die Preisverleihung gestaltet vom „Witold Grohs Trio“, bestehend aus Martin Feske an der Gitarre, Ivo Kassel am Bass und Witold Grohs am Saxophon.