Kreis Borken (pbm/gun). Mehr als 100 Trauer-Blutbuchen sind rund um den 18. November, den europäischen Tag zum Schutz von Kindern vor sexueller Ausbeutung und sexuellem Missbrauch, in zahlreichen Pfarreien und Einrichtungen im Bistum Münster als Symbol der Erinnerung gepflanzt worden. So auch im Kreis Borken in den Pfarreien St. Brigidia und St. Margareta, Legden, St. Mariä Himmelfahrt, Ahaus, St. Antonius, Gronau, St. Agatha, Epe, St. Martin, Raesfeld, St. Vitus und St. Jakobus, Südlohn, St. Georg, Heiden, Heilig Kreuz, Heek, St. Heinrich, Reken, St. Georg, Vreden, St. Ludgerus, Borken, St. Pankratius und St. Marien, Gescher sowie auf der Jugendburg Gemen.
In Epe wollte Pfarrer Thorsten Brüggemann die Baumpflanzaktion auf dem Friedhof vor allem als Mahnung verstanden wissen: „Als Mahnung an das getane Unrecht auch in unserer Kirchengemeinde St. Agatha.“ Diese Mahnung müsse Teil des Handelns sein. „Als haupt- und ehrenamtlich Verantwortliche ist es uns ein wichtiges Anliegen, sprachfähig zu sein, hinzuschauen und Menschen, insbesondere Kinder und Jugendliche in unserem Umfeld zu
schützen“, erklärte Brüggemann. Der Baum mit seinem kontinuierlichen Wuchs, versehen mit einer Gedenktafel, verdeutliche, dass der sexuelle Missbrauch und dessen Aufarbeitung nicht mit diesem symbolischen Akt erledigt sei, „der Missbrauch muss ein Thema auch für die nachkommenden Generationen bleiben“, betonte der Eper Pfarrer.
Im Rahmen einer kurzen Andacht wurde in Epe der Brief eines Betroffenen vorgelesen. „Damals, vor mehr als 40 Jahren, haben es viele Menschen geahnt oder sogar gewusst. Keiner hat etwas dagegen getan. Das darf heute nicht mehr geschehen.“ An die Pfarrei St. Agatha gerichtet bedankte sich der Betroffene, dass sich Ehren- und Hauptamtliche mit dem Thema Missbrauch beschäftigen: „Das hilft Ihnen zu verstehen, welche zerstörerischen
Erfahrungen wir als Opfer erleben mussten.“
Mit der Pflanzaktion greift das Bistum einen Vorschlag von Betroffenen aus der Arbeitsgruppe Erinnerungskultur auf. Mit den Bäumen wollen Pfarreien und Einrichtungen an den sexuellen Missbrauch erinnern, den Priester und andere Vertreter der katholischen Kirche begangen haben. Auch die Vertuschung durch kirchliche Verantwortungsträger soll mit der Aktion nicht vergessen werden. Die Blutbuche steht sinnbildlich für die Trauer um
das Leid der Betroffenen, deren Leben durch sexuellen Missbrauch oft schwer geschädigt wurde. Mir ihrem markanten Wuchs und den dunkel gefärbten Blättern soll sie die Dauerhaftigkeit leidvoller Erfahrungen symbolisieren.
Zwei Anliegen verbinden sich mit der Pflanzung. Zum einen sollen die Bäume in den Pfarreien und Einrichtungen auf Unrecht und Leid, das Betroffene erlitten haben, aufmerksam machen. Zum anderen sollen sie dazu auffordern, sich weiter mit dem Thema sexualisierter Gewalt auseinanderzusetzen, hinzuschauen, zuzuhören und zu handeln. Eine Gedenktafel vor den Bäumen unterstreicht diese Notwendigkeit und macht sie für alle sichtbar: „Er (der Baum) braucht Pflege, so wie der Schutz vor Missbrauch dauerhaft unsere Aufmerksamkeit erfordert.“
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