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    "Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen. "

    Mt 18,20

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30 Jahre Freiwilligendienst im Ausland

Es sind Erfahrungen, die das Leben von 500 jungen Frauen und Männern geprägt haben: Seit 30 Jahren bietet das Bistum Münster jungen Erwachsenen die Chance, einen Freiwilligendienst im Ausland zu absolvieren.

Foto: Bischöfliche Pressestelle/Ann-Christin Ladermann

Ein Jubiläum, das am 23. September mit einem Gottesdienst in der Überwasserkirche und einem anschließenden Fest in der Aula der Katholischen Studierenden- und Hochschulgemeinde (KSHG) in Münster gefeiert wurde. Weihbischof Dr. Stefan Zekorn, Beauftragter für die Weltkirche im Bistum Münster, begrüßte dazu Partnerinnen und Partner aus den Projektländern, darunter Ghana, Mexiko, Ruanda und Uganda. Mit dabei waren auch 28 Freiwillige, deren Dienst erst in den vergangenen Wochen zu Ende gegangen ist und die noch ganz unter dem Eindruck ihres Auslandsjahres standen. Willkommen geheißen werden konnten zudem acht junge Frauen und Männer aus Mexiko, die am Anfang ihres Freiwilligenjahres in Deutschland stehen.

Franziska Barthelt von der Fachstelle Weltkirche im Bischöflichen Generalvikariat und Felix Feldmann von der Einrichtung „Freiwillige Soziale Dienste (FSD) im Bistum Münster“ blickten zu Beginn des Gottesdienstes auf die Anfänge des Freiwilligendienstes zurück. „Als das Bistum 1992 anerkannter Träger für den sogenannten ‚Anderen Dienst im Ausland‘ wurde, galt das Angebot vor allem Zivildienstleistenden, die ihren verpflichtenden Dienst im Ausland absolvieren konnten“, erklärte Franziska Barthelt. Die ersten beiden Männer gingen nach Mexiko, weil es bereits eine Partnerschaft zwischen dem Bistum Münster und dem Bistum Tula gab. Ab Anfang der 2000er Jahre kamen Ecuador und Tansania als weitere Projektländer hinzu, nach und nach erweiterten sich die Einsatzmöglichkeiten um Projektstellen in Ghana, Brasilien, Nicaragua, El Salvador, Indien, Uganda, Südafrika und Ruanda.

„Aber kann man es wirklich Austausch nennen, wenn junge Menschen aus dem globalen Süden die umgekehrte Chance auf einen Freiwilligendienst in Deutschland nicht haben?“ Franziska Barthelt, die selbst vor 16 Jahren einen Freiwilligendienst in Tansania verbracht hat, erinnerte sich an die Frage, die sich die Verantwortlichen vor einigen Jahren verstärkt stellten. Die Idee eines Reverse-Projektes war geboren, seitdem kommen regelmäßig einige Frauen und Männer, überwiegend aus Mexiko, nach Münster, um einen Freiwilligendienst zu leisten.

Auch Feldmann ist ehemaliger Freiwilliger. Die Monate in seinem Projektland Mexiko prägen ihn bis heute. „Es war eine unvergessliche Erfahrung, aber auch eine herausfordernde und irritierende Zeit“, berichtete er. Doch genau dies mache seiner Meinung nach den Reiz des Freiwilligendienstes aus: „Das ist eine Möglichkeit, die eigenen Selbstverständlichkeiten immer wieder zu hinterfragen, gerade auch in einer Zeit, in der die Bereitschaft, sich mit anderen Weltbildern auseinanderzusetzen, manchmal fehlt“, merkte er an.

Weihbischof Zekorn griff diesen Gedanken in seiner Predigt auf: „Es ist nicht immer alles leicht. Manchmal müssen wir durch die sprichwörtliche Wüste gehen, um gute Erfahrung machen zu können.“ Er ermutigte die kürzlich zurückgekehrten Freiwilligen, Kundschafter zu sein und zu bleiben. „Erzählen Sie von dem, was Sie erlebt haben. Und bleiben Sie dran.“ Es gelte, das Leben weiter „auszukundschaften“ und den eigenen Horizont zu weiten. Dazu könne auch die Begegnung mit Jesus Christus gehören. „Er lässt sich suchen und entdecken und möchte Ihnen nahe sein.“

Sebastian Aperdannier, der nach 28 Jahren im Referat Freiwilligendienst im Ausland, am Ende des Gottesdienstes in die Altersteilzeit verabschiedet wurde, überreichte zusammen mit seinen Kolleginnen den Freiwilligen ein Zertifikat, das ihnen den Auslandsdienst bescheinigt. „Jeder Mensch steht an einer Stelle in der Welt, an der noch nie ein anderer vor ihm gestanden hat“, zitierte er die Publizistin Hannah Arendt. „Dieser Satz unterstreicht die Eigenständigkeit und Individualität von euch, die ihr gerade zurückgekehrt seid, und euch, die ihr schon vor Jahren euren Freiwilligendienst beendet habt“, betonte Aperdannier und fasste zusammen, was die Aussage Arendts aus seiner Sicht außerdem beinhaltet: „Aus der Einzigartigkeit eines jeden Menschen ergibt sich eine fortwährende Verantwortung und ein Auftrag, die Welt zu verbessern.“

Dass er selbst in den vergangenen Jahrzehnten stets zu letzterem beigetragen hat, bescheinigte ihm im Anschluss an den Gottesdienst Judith Wüllhorst, Leiterin der Fachstelle Weltkirche. „Es gibt wenige Menschen, die einen Job überhaupt 28 Jahre machen und ihn dann noch mit einer solchen Leidenschaft und Neugier ausfüllen, wie Du es getan hast“, würdigte sie den scheidenden Referenten. „Bei dir steht der Mensch im Fokus“, erklärte Judith Wüllhorst und fügte an: „Du hast uns alle ermutigt, als Menschen sichtbar zu werden und diese Welt mitzugestalten und hattest dabei nie Scheu, dich selber sichtbar zu machen. Mit dem, was dich begeistert, was dich stört und ärgert.“ Als Ausdruck des Dankes und der Wertschätzung überreichte sie Aperdannier eine Kiste mit Postkarten, geschrieben von Wegbegleiterinnen und Wegbegleitern. „Du wirst uns fehlen“, gab die Fachstellenleiterin ihm abschließend mit auf den Weg.

Matomo